Noch 3 Wochen
Oktoberfest. Wiesn. Das größte Volksfest der Welt. Hendlschlacht und Saufgelage. Blasmusik und Riesenrad. Achterbahn und Champagner. Dirndl und Lederhosn. Brezn und gebrannte Mandl. 6 Millionen Gäste. 31 Hektar Grund. 144 Gastronomiebetriebe. 119.000 Sitzplätze. 13.000 Beschäftigte. 7,5 Millionen Liter Bier. 878 Meter Pissrinne. 122 Ochsen. 51 Kälber.
Und jedes Jahr aufs Neue zapft Münchens Oberbürgermeister an und sagt: O´zapft is – auf eine friedliche Wiesn. Drei Wochen bevor diese 7 Worte wieder die ganze Welt umrunden, möchte ich gerne die Zeit nutzen, euch zu erzählen woher das alles eigentlich kommt.
Wir schreiben das Jahr 1810.
Bayern hat zum ersten Mal einen König:
Maximilian I. Maria Michael Johann Baptist Franz de Paula Joseph Kaspar Ignatius Nepomuk.
Also kurz: König Maximilian I. Joseph von Bayern aus dem Hause Wittelsbach. König Max und seine Auguste hatten 5 Kinder. Das erste Kind war ein Sohn und damit der Thronfolger und hieß Ludwig I. Dieser heiratete am 12. Oktober 1810 die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Dem Major der Nationalgarde Andreas Michael Dall´Armi ist es zu verdanken, dass zur öffentlichen Huldigung des Brautpaares am 17. Oktober ein Pferderennen vor den Toren der Stadt abgehalten wurde. Ein großartiges Fest. So schön, dass es nach einer Wiederholung gerufen hat. Jedes Jahr. Immer wieder wurde an diese herrliche Hochzeit und das wunderbare Brautpaar gedacht. Was mit einem Pferderennen über eine Bahnlänge von 3.270 Meter begann wuchs von Jahr zu Jahr immer mehr zu einem Rummel heran. Losbuden, Karussells, Kletterbäume und Kegelbahnen wurden aufgebaut. 1819 überahmen dann die Münchner Stadtväter die Festleitung.
Die Wiese, die damals noch außerhalb der Stadtgrenze lag, auf der Fläche vor dem Sendlinger Tor „seitwärts der Straße die nach Italien führt“, wurde zu Ehren der bayerischen Königin „Theresienwiese“ genannt. Heute heißt diese 42 Hektar große Fläche noch immer so. Und noch immer wird hier jährlich das mittlerweile größte Volksfest der Welt gefeiert.
Natürlich konnte das Oktoberfest nicht pausenlos jährlich gefeiert werden. Allerdings lag das nicht an der Unlust der Münchner, sondern mehr an äußerlichen Einflüssen. Pest, Cholera-Epidemien und Krieg machten dem Münchner Volksfest einige Male einen Strich durch die Rechnung. Davor konnte auch die „Patrona Bavarieae“ die Münchner nicht schützen. Obwohl ein Abbild der bayerischen Schutzpatronin, die „Bavaria“, bereits seit 1850 über der Theresienwiese thront, konnte nicht alles Leid von der Wies´n ferngehalten werden.
Patrona Bavariae,Hoch überm Sternenzelt, Breite deinen Mantel aus, Weit über unser Land. Und wenn ich mal Sorgen hab‘ Und mir die Hoffnung fehlt, Patrona Bavariae, Führ mich an deiner Hand, Patrona Bavariae, Führ mich durch unser Land. (Refain aus „Patrona Bavariae“ Original Nabtal Duo)
Aber wenn man überlegt, dass unsere Wiesn dieses Jahr 206 Jahre alt wird und wenn man bedenkt wie selten sie ausfallen musste und wie „dem Himmel und der Bavaria sei Dank“ wenig im Verhältnis passiert ist – dann muss man neidlos anerkennen, dass unsere Bavaria einen ziemlich guten Job macht.
Meine Eltern und Großeltern haben mir erzählt von 1980. Dem einzig wirklichen schlimmen Anschlag auf der Wies´n – eine Bombe am Haupteingang der Festwiese. 13 Menschen sind damals gestorben. 200 wurden verletzt. Welch ein Drama das es so viele sind – welch ein Glück, dass es nicht mehr waren. Heute 36 Jahre später spürt man so viel Angst wie nie. Ich spüre das. Bei anderen. Nicht bei mir selbst. Ich habe keine Angst. Ich glaube an unsere Schutzpatronin. Ich glaube, dass „Mama Bavaria“ das alles richten wird. Ich glaube, dass ein Fest, welches aus dem schönsten Tag zweier Menschen entstanden ist – einer Hochzeit – keinen Platz für Angst, Terror und Tod hat.
Die Angst, die ist so schnell verflog’n, so wie der Schnee im März.
Drum Leit, wenn’s Ihr mal Sorgen habt, verlierts nicht gleich den Mut.
Schickts eure Sorg’n zum Himmel nauf, denn dann wird alles gut.
Patrona Bavariae, Hoch überm Sternenzelt, Breite deinen Mantel aus, Weit über unser Land. Und wenn ich mal Sorgen hab‘ Und mir die Hoffnung fehlt, Patrona Bavariae, Führ mich an deiner Hand, Patrona Bavariae, Führ mich durch unser Land. (aus „Patrona Bavariae“ Original Nabtal Duo)
Neben all dem Konsum, dem Übermaß, der Verschwendung und der Maßlosigkeit, die man auf dem größten Volksfest der Welt findet – neben alle dem Feiern, Trinken, Essen und Geldausgeben – neben all dem ist das Oktoberfest ein Gedenken an ein Freudenfest. An eine Hochzeit. An den heiligen Bund der Ehe, den zwei Menschen geschlossen haben. Eigentlich ist Wiesn ein bisschen wie Weihnachten – ein Fest der Liebe. Also nehmt Euch in den Arm, seit lieb zu Einander, gebt´s Euch ein Busserl, habt keine Angst und denkt daran, warum wir das eigentlich feiern!
Liebe Pauline , danke für die geschichtliche Auffrischung. Und wenn man selbst vielleicht gar ned so auf die Wiesn hin fiebert. Mit deiner Anleitung bekommt man ja förmlich das Fieber davor. I frei mi scho drauf ,,,Merci