Der Tag an dem du dich selbst dabei erwischt, wie du ganz verträumt unter der Dusche „Hulapalu“ singst.
Das der österreichische Volks-Rock´n´Roller mit diesem Lied eine Punktlandung geschafft hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Das ganz Bierzeltbayern völlig durch dreht, wenn auch nur die ersten 4 Takte ertönen ist nichts desto trotz völlig verrückt.
Heute Morgen stehe ich also unter der Dusche und während ich mir die Haare wasche ertappe ich mich doch tatsächlich dabei wie ich folgendes vor mich hin träller: „Du host du gsagt, und Fu hab i gedacht, wasd nur du mit mir machst, wenn nur du für mi lachst, I und du und nur der Mond schaut zu, dann sagst du Hulapalu“ dann bin ich erschrocken. Ich habe das Wasser ganz kalt aufgedreht und bin 2 Minuten einfach nur da gestanden. Ehrlich ich bin vor mir selbst erschrocken.
Man muss jetzt ehrlicherweise gestehen: dieses Hulapalu verfolgt dich im Bierzelt. Jeden Abend und wenn es gut läuft gleich zweimal. Die Hütte brennt in dem Moment einfach ab. Alles was stehen kann springt auf die Bänke und alle anderen tanzen in den Gängen. Und weil Hulapalu natürlich erst gespielt wird die Essenszeit vorbei ist – habe ich auch Zeit zum Tanzen. Schon klar, Bedienungen sind nicht im Bierzelt zum Tanzen sondern zum Arbeiten. Aber seit mal ehrlich: wenn eure Bedienung über das ganze Gesicht grinsend mit 6 leeren Maßkrügen in der Hand anfängt zu tanzen, das macht doch einfach nur gute Laune, oder? Wenn ich zufällig grade keine leeren Krüge in der Hand habe, dann rock ich im Notfall auch mal so richtig ab. „Kann man beim Hulapalu die Sterndal sehn?“ Kann man! So ein völlig albernes Lied. Macht allerbeste Laune. Wenn man sich drauf einlässt, dann fängt man an zu grinsen und muss sich einfach irgendwie im Takt bewegen.
Bierzeltmusik hat ja generell einen ganz besonderen, eigenen und irgendwie seltsamen Charme. Irgendwie eingängige Musik. Einfache Texte, die man selbst mit 85 Atü auf dem Kessel noch trällern kann und einen Rhythmus der einen die halbe Nacht wach hält.
„i wui wieder hoam, fühl mi da so aloan, brauch a große Welt, i wui hoam nach Fürstenfeld“ wird aus vollem Hals im Bierzelt gegrölt. Ja Entschuldigung, aber wer sich im Bierzelt alleine fühlt, schaut entweder aus wie eine Mischung aus Angie Merkel und Karl Dall oder hat den Charme von einer Chinesischen Backerlsuppen.
„Na – na, na, nana, Life…. Na, na, na, nana, Life ist Life” klingt da schon besser. Auf Kölsch übersetzt heißt des ja so viel wie „Et is, wie et is“ und das wiederum passt ja ganz gut ins Bierzelt. Und es setzt sich fest in deinem Kopf! Stundenlang, auch wenn du schon längst den Frühstückskaffee genießt macht dein Kopf immer noch „Düdüdüdümm düm, düm“
„Hey, hey Baby, uhhh, ahh, I wanna know if you be my girl” – jaaaa ganz klar nein! Liebe Leserin, stell dir folgendes Szenario vor: ein ausgewachsener Mann in Lederhos´n steht vor dir und schreit dir ins Gesicht „uhhhh, ahhhh“ so geil kann der ja gar nicht sein, als das du den Typ mit nach Hause nimmst. Das Lied allerdings schon. Und des Grinsen im Gesicht wenn du beim Absacker in der Kneipe an der Ecke noch über den Halbaffen im Kasperlg´wand nachdenkst.
Ein weiterer Bierzeltklassiker kommt dem gemeinen Volksfestbesucher ebenfalls gerne auf dem Heimweg zu Ohren. Zwei völlig o´gstrade Herrn, die sich schunkelnd in den Armen liegen und schwankend Richtung Ausgang steuern und aus voller Inbrunst der Überzeugung lallend „ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii, ging nie durch San Francisco in zerrissenen Jeans“ schmettern. Während du zu Hause deine Wohnungstür noch aufsperrst und froh bist daheim zu sein, schallt es in deinem Kopf noch immer „lalalalalalaaaaa, lalalalalalalaaaa, ich war noch niemals richtig frei, einmal verrückt sein und aus allen Zwängen fliehn!“ Jaaa, der erste Zwang aus dem du jetzt gleich fliehen kannst ist dein mega-enges Dirndlg´wand.
Vier absolute Bierzeltklassiker – alle vier irgendwie aus Österreich. Gut, Rosi hat seit Jahren die gleiche Nummer und das obwohl es in München schon lange keinen Sperrbezirk mehr gibt. Viva Colonia auf bayerisch hört sich einfach an wie möchte gern und kann nicht. Und der Bayerische Defiliermarsch ist nur schwer nach zu pfeifen und einstimmig auch völlig charmefrei. Und jetzt, 31 Jahre nach „Life is Life“, kommt wieder so ein Alpenspezialist und verwandelt mit einem Kunstwort unser Gehirn.
Es ist ehrlich an der Zeit, dass Dachau dem Ende zu geht. Oh, da will noch jemand eine letzte Maß, die bring ich noch schnell. Und die Band – die geht auch in die letzte Runde „odiodiodiodi eh – odiodiodi eh“ Prost Dachau. Aus is und gar is und schee is, das wahr is.
„Was is denn Hulapalu, was ghert denn da dazu, macht ma beim Hulapalu vielleicht die Augn zu?“ Ein Tipp von mir – lasst die Augen offen… Euer Gegenüber ist es Wert, dass ihr in Anschaut – beim Hulapalu!