Gänsehaut in Lederhosn
Puhh, geschafft. Einen ganzen Tag ohne Wiesn verbracht. Auch schön. Aber jetzt zurück zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens: Wiesnvorbereitungen! Gestern gab es eine neue Lederhosn. Also eine Uralte Neue. Die liegt schon so lange rum, das ich sie fast vergessen habe. Mein Opa hat viele schöne Stunden auf der Wiesn verbracht – und hatte immer diese Lederhosn an. Mir hat die nie gepasst. War mir immer zu klein. Weil mein Opa ein sportlicher, schlanker Mann war. Nicht besonders groß, aber vor allem schlank. Jetzt passt sie mir. Endlich. Ich bin sooooo mega stolz. Weil ich mir rein „gehungert“ habe. Weil ich das Erbe jetzt tragen kann. Weil ich sie Jahre lang davor bewahrt habe, dass sie verkauft wird.
Und soll ich Euch was sagen: ich hab Gänsehaut. Gänsehaut am ganzen Körper. Des fühlt sich großartig an.
Natürlich bin ich der Meinung, dass eine Frau im Dirndl perfekt gekleidet ist. Klar. Aber zum Arbeiten auf der Wiesn im Biergarten – gibt’s nichts Tolleres als eine schöne Lederhosn. Wenn es dann noch ein Erbstück ist, umso besser. Ich liebe meine Dirndl. Dirndl sind zu jeder Gelegenheit ein perfektes Kleidungsstück. Aber auf der Wiesn würde ich nicht mehr tauschen, wenn ich nicht muss. Obenrum gibt’s ein feuerrotes fesches Mieder. Natürlich mit Bluse und dem nötigen Schmuck. Und schon schaut man frech und schick aus. Nicht traditionell. Aber des ist nicht ganz so schlimm. Schließlich laufen auf dem Volksfest unendlich viele Menschen rum, die zwar kleidungstechnisch weitaus traditioneller sind als ich – aber nicht im Ansatz eine Ahnung haben, warum! Das macht es doch aus, oder? Das was drinnen steckt. Und in meiner Lederhosn steckt geballtes Wiesnwissen gepaart mit bayerischer Muttersprache und Münchner Blut in den Adern.
Die Turnschuhe, die ich dieses Jahr trage, sind übrigens auch feuerrot. Will mir ja nicht nachsagen lassen, dass ich nicht auf jedes Detail geachtet hätte.
In drei Tagen trägt die Uralte Lederhosn vom Opa des erste Mal 10 Maß von der Schänke an den Tisch – und ich weiß, dass der Opa oben auf seinem Wolkal sitzt, runterschaut und mit stolzgeschwellter Brust mit uns anstößt!