Wiesn Tagebuch – noch 12 und der Rest von heute

Ein Spaziergang über die fast fertige Wiesn.

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12 Tage bevor es losgeht, nehme ich mir heute Zeit, einen Spaziergang über die Wiesn zu machen. Über die fast fertige Wiesn.

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Mit Handy bewaffnet, damit ich euch ein paar Eindrücke zeigen kann. Ich fahr mit dem Radl „raus auf´d Wiesn“ Warum wir „raus fahren“ auf die Wiesn? Stimmt, die Theresienwiese in München befindet sich mitten in der Stadt. Aber, das war ja nicht immer so. Früher, also zu Zeiten von Königen und bayerischem Hofstaat, zu Zeiten von Holzfässern und Pferdefuhrwerken, da war die Theresienwiese noch außerhalb der Münchner Stadtgrenze. Da ist man aus der Stadt aus auf die Wiesn gegangen, oder gefahren. Heute liegt das 45 Hektar große Areal selbstredend im Stadtgebiet. „Raus auf´d Wiesn“ ist den Münchnern aber erhalten geblieben. Vielleicht ist es auch ein bisschen raus aus dem Alltag und rein in eine andere Welt. Und eine andere Welt ist es bestimmt. In wenigen Wochen entsteht auf dem riesigen Platz unweit des Sendlinger Tors eine „neue“ Stadt. Riesige Zelte, die in ihrem Fundament nichts und zwar rein gar nichts mehr mit einem Zelt zu tun haben. Betonpfeiler, Holzwände, Dachstuhl und jede Menge Elektrik werden hier verbaut. Stahl und Eisen, Holz und Beton sind die Elemente aus denen ein Festzelt auf der Wiesn entstehen. So ein Festzelt muss schließlich ganz anderen Belastungen standhalten wie ein normales Bierzelt. Angefangen vom Wetter: wir hatten zur Wiesn von winterlichen Temperaturen um die 3 Grad mit Schneefall bis hin zu hochsommerlichen Temperaturen und prallem Sonnenschein bei 30 schon alles. Dazu kamen Jahre mit Literweise Starkregen, Hagel und Sturm. Mehrfach mussten die Fahrgeschäfte ihren Betrieb bereits einstellen – wegen der Wetterlage.

Dann sind es die Menschenmassen, die auf die Wiesn strömen. Unendlich viele Menschen aus aller Herren Länder, die jedes Jahr wieder auf die Wiesn pilgern. Oftmals werden die Zelte geschlossen, so dass niemand mehr reinkommt. Eine Zeltplane würde hier nicht weiterhelfen. Häufig sind die massiven Türen schon fast nicht ausreichend um die feierwütigen Gäste zu stoppen.

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Und dann ist es natürlich die Logistik in einem Wiesnzelt. Eine vollausgestattete Küche nebst Spülküche und Gläserwaschanlage. Hendlgrill, Backofen, Wärmebrücken, Kühlhäuser und natürlich die Schankanlagen. Schließlich wollen die Besucher und Gäste ja verköstigt werden. Wart ihr schon mal beim Campen? Dann wisst ihr ja ungefähr wie es sich auf engstem Raum kocht. Im Zelt.

Diese drei Motive sind der maßgebliche Grund dafür, dass Wiesnzelte sind aus Pappmasche und Zeltplane bestehen. Dazu kommen dann noch, dass jedes Zelt natürlich auch optisch den Ansprüchen der Wirtefamilie, der Brauerei und den Gästen entsprechen muss. Dekorationen noch und nöcher. Im Hofbräuzelt zum Beispiel hängen 12.000 Hopfenreben im Zeltdachgiebel.  Tausende Meter Stoff werden zu dekorationszwecken verarbeitet. Beleuchtung muss befestigt werden. Das alles geht nicht, wenn das Fundament aus Alustangen besteht.

Das größte Volksfest der Welt hat nicht nur große Bierzelthallen sondern auch die größten Fahrgeschäfte. Und die bestehen natürlich auch nicht aus Pappe. Unzählige Tonnen Stahl sind hier verarbeitet. Der Aufbau der großen Fahrgeschäfte geht auch nicht an einem Tag. Olympia-Looping, Riesenrad und Freefall sind bereits deutlich zu erkennen.

Zu einer „neuen“ Stadt gehören nebst Zelt und Fahrgeschäft aber noch viel mehr: und viel mehr hat die Wiesn auch zu bieten.

Eine Polizeiwache. Es ist nicht ganz so romantisch wie München 7, aber die Polizeiwach auf der Wiesn ist ein Containerbau, dem man kaum ansieht, das er nur für dieses Fest dort hingestellt wurde.

Eine Krankenstation. Nahezu ein komplettes Krankenhaus wir auf der Wiesn direkt vor Ort errichtet. Von der kleinen Schnittverletzung bis zur Ohnmacht – Patienten gibt es jedes Jahr genügend auf der Wiesn. Den fleißigen Krankenschwestern und Ärzten geht die Arbeit nur ganz selten aus. Übrigens, natürlich wird auch das „Wiesnkrankenhaus“ im Oktober wieder abgebaut.

Foto 06.09.16 18 12 05Waschräume. Die Wiesn hat zwei große Straßen. Die „Wirtsbudenstraße“ und die „Schaustellerstraße“. In der Mitte dieser von Nord nach Süd laufenden Straßen befindet sich die unumstritten wichtigste Straße – die „Bieslstroß“ – zu Deutsch: „Toilettenweg“. Nebst unzähligen stillen und nicht so stillen Örtchen, Meterlangen Pissrinnen und ausreichend Waschbecken findet man hier sonst nicht viel. Ein paar Lagercontainer und große Müllcontainer.

Wie ihr seht. Auf der Wiesn kann man es schon aushalten. Vielleicht nicht jeden Tag, aber 17 Tage im Jahr – da geht des scho moi!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Morgen: Eine Stadt, ein Zaun und ganz viel Flair

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