16. September 2017
„Herzlich Willkommen“ auf dem 184. Oktoberfest
8:00 Uhr
Mei is des schee – Gänsehaut – alles kribbelt. Des Zelt ist noch leer, nur ein paar Kollegen sind da und die Götter aus der Küche – logisch. Schließlich muss ja alle vorbereitet werden.
Mein Service steht. Alles aufgebaut. Meine beiden Jungs sind auch schon da. Wir versuchen unseren Garten trocken zu legen. Der Petrus meint es nicht gut mit uns – Regen. Seit zwei Tagen Regen. Aber der kann uns nichts anhaben. Unseren Gästen auch nicht. Die sind ungefähr so narrisch wie wir. Seit den frühen Morgenstunden klingelt mein Handy. Alle freuen sich und sind schon ganz nervös. Ich auch.
Ein ganzes Jahr drauf gewartet, dass es endlich los geht. Unsere Wiesn. Und heute ist es endlich so weit. Ich kann es immer noch nicht fassen.
Der erste Kaffee aus dem Pappbecher schmeckt heute morgen auch noch ganz gut. Dazu ein Zigarette und ein Ratsch mit den Kollegen. Der eine ist neu, der andere wohnt über den Winter in Thailand – da gibt es viel zu quatschen.Was wir im letzten Jahr, seit der letzten Wiesn so gemacht haben. Was los war. Irgendwie mit Smalltalk die Zeit vergehen lassen.
Es fühlt sich ein bisschen an wie Lampenfieber, so wie in dem Moment, kurz bevor man die Bühne betritt, wenn der Saal schon voll ist und nur noch die Scheinwerfer auf der Bühne leuchten.
11:00 Uhr
Die ersten Gäste trudeln langsam ein. Was soll ich sagen: die Gleichen wie immer. Und das ist wunderbar. Die Stammgäste, die, die jedes Jahr, am ersten Tag zum Anstich bei mir sind. Die wunderbaren Gäste, die das Jahr über auch mal fragen wie es mir geht und was ich so treibe. Ein Teil von denen besucht mir sogar auf anderen Volksfesten.
Die einen brauchen jetzt noch ein Spezi bevor es gleich los geht. Die anderen Weißwürscht. Und der Kölner – der will auch Weißwürscht. Da bin i moi gspannt was des werd. Als ich mit dem Topf und dem Teller aus der Küche komme, hat er sich schon mit Messer und Gabel bewaffnet – die Alarmglocken läuten. Bei mir. Und bei allen anderen am Tisch. Mal ganz ehrlich: des schmeckt doch gar nicht. Weißwürscht mit Messer und Gabel. Die gehören gezuzelt! Ich wäre nicht die Paula, wenn ich mir nicht die Zeit nehmen würde, dass mit ihm zu üben!
Nach nur drei versuchen klappt des hervorragend mit dem zuzeln. Jetzt ist es aber allerhöchste Zeit, dass ich mich anstellen gehe. An der Schänke. Schließlich haben meine Gäste es verdient, dass sie bald möglichst die erste Maß in den Händen halten. Vor mir ist nur die Hausbox – die hat immer Vorfahrt. Und die Gartenhexen – Alter vor Schönheit. Aber an dritter Stelle bin dann gleich ich.
Gänsehaut am ganzen Körper, Herzklopfen und das Gefühl, dass Weihnachten, Ostern, Hochzeitstag und Geburtstag auf einen Tag fällt – und endlich läuft das Bier durch den goldenen Zapfhan in die Maß´n. Is des schee!
„Auf eine friedliche Wiesn“ das wünschen wir uns Alle. Frieden. Gute Laune. Glückliche Gäste. Und sollte noch ein Wunsch übrig bleiben – ich würde schönes Wetter nehmen. Aber da habe ich im Moment nicht die besten Karten. Egal.
Aufgepackelt mit den ersten 12 frischen Maß Augustiner radel ich zu meinen Gästen und es fühlt sich großartig an. Alle strahlen. Aus ganzem Herzen. Ich auch.
Da ist sie also. Die 184. Wiesn.
Der Kölner bekommt natürlich auch eine frische Maß. Hat ja so brav gezuzelt. Am Stammtisch darf ich antrinken. Schmeckt hervorragend. Langsam aber sicher trudeln auch die nächsten Gäste ein: die vielen, vielen bekannten Gesichter. Ein großes Servus von allen Seiten. Haben uns ja schließlich ein Jahr lang nicht gesehen.
Die Paula ist jetzt voll in ihrem Element. Augustiner in der Hand und ein Grinsen auf den Lippen und siehe da, der Petrus hat ein Einsehen mit uns: es ist trocken.
14:00 Uhr
Der erste Durst ist gestillt. Es wird gemütlich und griabig. Die Buam spielen die Titelmelodie von Irgendwie und Sowieso und i bin dahoam. In meiner Bratwurst. Auf meiner Wiesn. Einen Moment inne halten und genießen. Das bunte treiben begutachten und den Leuten zuschauen wie sie – ja himmisackelzementfixnomoina – was duad denn der da?? Sitzt da ned der Kölner und schütt sei oide o´gstandene Maß Lackn Bier in sei frische Maß Augustiner – ja brennt dem vielleicht de Hutschnur? Mir jedenfalls brennts!
„Spotzal, i mach vui mit auf dera Wiesn – aber des machen wir hier nicht! Einmal ist kein Mal, aber beim nächsten Mal fliegst du schneller raus, als du Köln sagen kannst!“
Mit großen Augen und etwas verunsichert schaut er mich an – nett und freundlich bin ich jetzt nicht mehr. Aber des will ich auch gar nicht sein! Ja spinn i?? Schütt der des Bier zam. Am ersten Wiesntag. Des geht doch auf koa Kuahhaut!
Der erste Wiesntag war ein voller Erfolg – aber es fehlen noch ein paar Gäste – irgendwie waren noch nicht alle da. Dafür war es trocken. Und alle die da waren haben einen saubernen Rausch heimgetragen.
Schee war´s. So kann es jetzt weiter gehen.
Notiz: ein Kölner kann zuzeln lernen – da 41er Stammtisch ist mein Liebster – A Absacker bei der Paula