Ein hoch auf Voltaren
Geschafft. 11 Tage Volksfest sind vorbei. Oder wie Kollegen aus der Alpenrepublik sagen: moch ma 10,5 Dage. Und es fühlt sich überragend gut an! Zumindest im Bauch und im Herz. Stolz, dass man es durchgezogen hat. Froh, dass es rum ist. Happy, dass man so tolle Leute kennen gelernt hat. Glücklich, wieder daheim sein zu können. Aufgeregt, dass die Wies´n bald los geht. Erschöpft, weil die Knochen weh tun.
Ehrlich. Sämtliche Knochen tun wirklich weh. Von den Füßen bis zur Schulter hast du das Gefühl, du bist eine alte Frau. Während ich grade versuche, mich von meinem Bett zu lösen um mir im Schlafanzug einen Kaffee zu gönnen, bekomm ich erst einen Krampf im Fuß und dann reißt es in meiner Schulter so dermaßen, dass ich die Idee mit dem Kaffee wieder verwerfe und mich einfach nochmal umdrehe und die Augen nochmal zu mache. Hab ich auch verdient.
Zwei Stunden später…
Fühlt sich nix besser an. Ich denke kurz an den Kaffee und beschließe dann, vor dem Kaffee eine „erste Ölung“ vorzunehmen. Mit Voltaren. Auf der Schulter und den Oberarmen. Oberschenkel, Knie und Wade bekommen die gute Doc-Salbe vom Meister Müller-Wohlfahrt.
Zwanzig Minuten später…
Es wird leichter. Gut. Endlich Kaffee. Im Schlafanzug. Mit dem Wissen, dass ich später kein Dirndl anziehen muss. Tolles Gefühl. Oh und Flip-Flops. Keine Turnschuhe mit Socken. Flip-Flops. Oh Gott schauen meine Füße aus. Und meine Hände. Auf dem Weg zur Kaffeemaschine gehe ich zwar kurz im Bad vorbei und putze die Zähne aber ich vermeide tunlichst einen Blick in den Spiegel. Das ist bestimmt nicht sonderlich schön heute!
Wie ich da so auf meiner Terrasse sitze, die Beine in die Sonne halte, meinen Kaffee genieße und die Stille um mich rum wahrnehme überlege ich kurz ob ich eigentlich völlig einen an der Waffel habe. Ich lasse die letzten Tage Revue passieren und stelle so für mich selbst fest: ja habe ich. Und ich find mich ziemlich toll dabei. Ja ehrlich. Körperlich völlig am Ende aber glücklich. Ich überlege kurz was glücklich sein eigentlich ausmacht. Kann es wirklich sein, dass man glücklich ist, wenn man seinen Körper, seinen Geist und seine Seele 11 Tage schindet? Ja kann man. Ich fühle mich ausgeglichen. Bin stolz auf mich. Gut. Ich fühle mich auch zu einem gewissen Maß abgestumpft, emotionslos, kraftlos und völlig zerstört. Aber glücklich.
Vorlauter Glück geh ich jetzt doch zum Spiegel. BAAMMM! Das war´s mit dem glücklich sein. „Oida, wer bist du und wo is de hübsche Bedienung aus dem Bierzelt hin?“ Schreit mein Spiegel mich förmlich an. Ja gut. So ganz unrecht hat der Mensch im Spiegel jetzt nicht. Ich schau aus wie ein explodierter Handfeger aus 1981 mit dem der Donnersbergerhof nach einer Faschingsparty gekehrt wurde. Dann muss ich lachen. Noch eine Tasse Kaffee, vielleicht hilft des ja.
Achtundvierzig Minuten später…
Nochmal zum Spiegel. Wird besser. Nicht viel. Aber ein bisschen. Ab unter die Dusche. „Was ist denn Hulapa…“ Arrrggghhh! Kopf sei jetzt leise „…lu was ghert denn da dazua“ Ok. So geht das nicht. Dusche kalt. Besser. Haare waschen. Raus aus der Dusche. Wellnessplan. Erst zum Nägel machen, dann einen Kaffee am See. Oder vielleicht ein Weißbier. Mal sehen wie es mir bis dahin geht.
Die Fingernägel leuchten knall Pink. Die Quarkmaske hat dem Gesicht wieder Hautfarbe geschenkt, das Sommerkleidchen fühlt sich großartig an und die Flip-Flops… die sind genau das richtige Schuhwerk heute. Des See liegt ganz ruhig da, ein paar kleine Entchen schwimmen, die Sonne geht langsam unter, es wird frisch. Das Weißbier ist heute Alkoholfrei aber ganz besonders gut. Ein Franziskaner. Und das Glücksgefühl – das schwirrt auch wieder im Bauch. Die Knochen tun fast nicht mehr weh. Im Biergarten am See gibt’s SpareRibs – genau des richtige jetzt.
Und dann verspreche ich meinem Körper, dass es das letzte Schweinefleisch ist. Für die nächsten 24 Tage – ehrlich! Oh, schon so spät. Muss aufhören. Hab noch ein Date. Mit der Vorfreude. Und mit Voltaren.
Hulapa… Ja Himmelherrschaftszeiten hört denn des nie auf!