Zwischen Rollbraten und Hendl

Die Bierzeltsaison 2017 ist in vollem Gange.

Jedes noch so kleine Dorf stellt in diesen Tagen irgendwo ein Bierzelt auf. Von all den bayerischen Städten ganz zu schweigen. Dachau ist grade zu Ende, der Plärrer hat angefangen, Freising steht in den Starlöchern, Rosenheim feiert schon. Und unsere geliebte Wiesn? Die steht. Fast komplett. Die großen Festzelte, die kleinen Partyzelte, die Hendlbraterrein und die Standl stehen schon.

Bevor jetzt aber des Wiesnfieber so richtig losgeht, gibt es noch einen ganzen Berg Geschichten, die ich Euch erzählen mag. Damit ihr Alle so richtig in Stimmung kommt, wenn es in 20 Tagen heißt: „O zapft is“!

Zwischen Rollbraten und Hendl.

Dachau ist ja mindestens seit letztem bekannt bei Euch als „Fress-Fest“. Was soll ich sagen, des hat sich auch dieses Jahr nicht einen Moment geändert.

Same, same but different.

Hendl, Haxen, Brotzeitbrettl und Rollbraten. Schweinebraten, Wurstsalat, Kässpätzle und Obatzdn. Oh, Verzeihung! Ich meine natürlich Kasbatz. Obazdn derf ma ja nimma schreiben, sagt die EU. Oder der Bund deutscher Bazi oder wer auch immer. Nur noch das Original darf so genannt werden. Das Original, das auch in Bayern hergestellt wurde – dehnbar, irgendwie. Ist auch völlig egal. Ich finde es unnötig. Aber wie es sich für ein Bierzelt gehört steht der „Obazda“ auf der Karte. Unter allen möglichen Namen. Was die Bestellung dafür nicht wirklich einfacher macht. Mir stellt´s ja grundsätzlich eh dauernd die Nackenhaare auf, wenn bei mir jemand „Aabazda“ oder „Oabazdi“ bestellt. Jetzt steht auf der Karte „Käsbazi“ und die Leute verschandln des immer noch: „Kesbaaazn“, „Kesebazi“ oder „den Abazda Verschnitt“ – what? Noch mal zur Erinnerung – die bestellen bei 89dp neben der Posaune, ich versteh sie schon kaum, wenn ich von den Lippen lesen kann und schätze was sie wollen. Rollbraten oder Hendl ist einfach. Aber „den Abazda Verschnitt“, Himmel bitte, wer soll denn darauf kommen?

Im Großen und Ganzen klappt das allerdings recht gut mit dem Bestellung aufnehmen.

Und auch die Lieferung der gewünschten Speisen. Wenn, ja wenn da nicht die Gäste wären, die zwischen Bestellung und Lieferung vergessen haben, was sie wollten. Das trägt sich dann wie folgt zu: Eine Reservierung in der Box, knapp 60 Gäste, in echter „Dachauer Volksfestmanier“ völlig verhungert und noch schlimmer, auch völlig verdurstet. Nachdem jeder endlich eine Maß hat (hat schließlich doch ein paar Minuten gedauert bis alle bedient sind, wenn gleich ich mit 12 Maß reingeschossen bin) geh ich in meinem eigenen Saft stehend von Tisch zu Tisch und frag was die Herrschaften zu Essen gedenken. Bis hier hin läuft es ganz gut. 28 Hendl, 7 Rollbraten, 3 Schweinebraten, 5 Wurstsalat etliche Brezen und noch des ein oder andere zusätzliche Gericht stehen auf meinem Zettelchen. Mit einem fröhlichen „trinkts langsam, i bin jetzt erstamoi in da Küch“ wollte ich eigentlich nur gut gelaunt darauf hinweisen, dass ich mich leider nicht teilen kann und jetzt ca. 5-mal meinen Schlitten volllade um Essen zu holen. In der Zeit geht es sich nicht raus, an der Schänke vorbei zu springen und Bier zu holen. Aber wie so oft: gut gemeint ist noch lang nicht gut gemacht! Meine Gäste fanden mich nicht so lustig. War mir im Moment aber egal. Ich schieß also los und hole die ersten 14 Hendl. Zweistöckig gestapelt. Weil keine Soße geht des ohne Probleme. Die „werfe“ ich dann meinen Gästen zu. Renn zurück und hol die nächsten 14. Spätestens jetzt schwimme ich in meinem Dirndl. Es hat gefühlte 45 Grad Celsius in unserem Zelt. Dazu 14 Teller, 14 Hendl, 1 Schlitten und 3 Kilo Übergepäck meinerseits – macht summa-sumarum 18 Kilo. Als ich mit der zweiten Hendl-Ladung ankomme sind seit der Bestellung bestimmt 10 Minuten vergangen. Der Magen meiner armen Gäste hängt auf Halbmast. Kein Wunder, dass plötzlich alle Hendl wollen und gerne vom Roll- bzw. Schweinebrate Abstand nehmen. Zum mal weder der eine noch der andere Braten in Sichtweite ist. Ist mir im ersten Moment auch völlig egal. Neben dem, dass ich gar nichts mehr sehe, weil mir der Schweiß über die Auge läuft, bin ich auch einfach nur froh, wenn keiner schreit.  Aber spätestens beim letzten Hendl, des ich ja jetzt nicht mehr habe, schreit eine! Also kurz überlegt? Der da hinten, der hatte doch Rollbraten… Hendl wieder weg!

Vorne sind die Teller schon fast leer gegessen, hinten haben sie noch nicht angefangen, dafür leere Maßkrüge rumstehen – Himmel ein scheiß Stress ist des schon an so einem Feiertag.

Um Zeit zu sparen und damit zum einem die Damen nicht verdursten zum anderen der falsche Hendl Besitzer nicht verhungert teste ich jetzt mal, ob 7 Rollbraten und 3 Schweinebraten gemeinsam auf einen Schlitten gehen. Geht. Zuminest fast. Gut, a bisserl verlust ist oiwei – in diesem Fall bezieht sich der Verlust auf die Soße, die platziert sich dann aber auf dem Boden des Bierzelts und auf meinem Schlitten.

 

Dem falschen Hendl Besitzer geb ich seinen Rollbraten erst ganz zum Schluss, weil ich´s kann und weil ich darauf spekuliere, dass er gleich noch a Radler bestellt und ich antrinken darf – himmi hob i an Durscht! Meine Rechnung geht auf. A frischer Radler, Verzeihung, ich meine natürlich eine frische Radler ist was wundervolles! Ein Prosit der Gemütlichkeit!

 

Wie immer zum Schluss: Danke für diesen verrückten Abend! Der erste Eindruck stimmt nicht immer, Ois Easy ist die geilste Band der Welt und Avocados gehören nicht ins Bierzelt!

 

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