Wiesn Tagebuch – noch 33 und der Rest von heute

Sonntags im Bierzelt

Bayer ist anders. Das weiß jeder.

Als heute Morgen um 8:15 der Wecker geklingelt hat, habe ich kurz überlegt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Ich bin mit offenen Augen im Bett gelegen und musst erstmal die einzelnen Gliedmaßen sortieren – und kurz nachdenke, wie die heißen.

Es tut weh. Also ein bisschen. Die Schulter, die Beine, die Knie, die Füße, die Handgelenke. Klar, diese Schlepperei verlangt dem Körper einiges ab. Los! Ab unter eine kalte Dusche. Wach werde. Eine Tasse Kaffee hinterher und dann rein ins Dirndlgwand – Himmel ist des eng.

10:05 Uhr

Das Bierzelt riecht nach Reinigungsmittel und Zitrone. Die Bierbänke liegen noch alle auf den Tischen. Der Boden ist gekehrt und an einigen Stellen abgespritzt. Es ist kühl im Zelt. In ein paar Minuten geht das wilde „Geklapper“ los. Erst in der Küche. Backofen auf – Schweinebraten rein. Dann im Zelt. Die Bedienungen trudeln langsam ein. Bänke runter von den Tischen. „Derf ma uns scho hi setzten“ ein Rentnerehepaar steht neben mir. „Äjm, freilich, aber eigentlich würd ich gern noch den Tisch kurz sauber machen“ …und eigentlich wollte ich noch in Ruhe wach werden und einen Kaffee trinken und überhaupt. „Mei wiss´ns, wir wollten nur schnell an Schweinsbraten essen und a Maß trinken. Mir müssen ja dann wieder heim, die Enkal kommen heute.!“ Aha, ja klar.

10:27 Uhr

„Hamma scho an Schweinsbraten?“ ich steh am Küchenpass und die Crew schaut mich völlig entgeistert an. „Jaaaa, des san oide Leit, die hams a bissi eilig!“ Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich auf den Schlag tot umgefallen. Aber nach ein bisschen Meckerei und zwei drei blöden Sprüchen bekomme ich den Schweinebraten. Dann hol ich noch die Maß, geh zurück zum Tisch, stell beides hin, verlange 15,50€ und bekomme die dann abgezählt. Da freut sich das Bedienungsherz. Ich lächle die beiden freundlich an, wünsche guten Appetit und denke mir im Weggehen, wie ich wohl werde, wenn ich alt bin.

12:38 Uhr

Die Hütte ist voll. Ich verwandele mich in ein Hendltaxi. Zwischendurch bring ich noch Enten, Schweinebraten, Rollbraten und Emmentaler. „Heit fress´ns wieder wia de bläden!“ lacht mich meine Kollegin an. Ich muss sie korrigieren – nicht heute. In Dachau „fressen“ sie immer. Manchmal habe ich das Gefühl in Dachau gibt es das ganze Jahr nix zu essen, nur, wenn Volksfest ist.

14:59 Uhr

Ich bin jetzt gefühlte 10 Kilo leichter, klitsch nass und eigentlich so weit, dass ich ins Bett gehen könnte. Der erste Schwung ist geschafft. Heute Abend geht’s weiter.

23:42 Uhr

Die letzte Maß ist rausgetragen. Wahnsinn. Feierabend. Danke. Schee wars. Gute Nacht. Bis morgen.

Morgen: Ein Feiertag

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