„Letztes Weihnachten“

„Letztes Weihnachten“ (nicht das Letzte – sondern das von WHAM!)

Noch 4 Wochen. Wir schreiben heute den 28.11.2016. Einen Tag nach dem 1. Advent. Und kurz bevor es um das diesjährige Weihnachten geht, geht es erstmal um das vergangene, das aus letztem Jahr. Wer nach der Überschrift noch keinen Ohrwurm hat, bis zum Ende dieser Lektüre singt ihr es Alle! Versprochen.

Die „staade Zeit“ ist vollem Gange: an jeder Ecke Sonderangebote aus dem Einzelhandel. Ein Termin jagt den nächsten. Eine Spendensammlung folgt auf die Andere. Die Schaufenster sind mit funkelnden Kugeln und glitzernden Lichtern geschmückt. Rote Kugeln, grüne Girlanden, Silbersterne und jede Menge Pastellfarben in allen erdenklichen Formen glänzen durch die Scheibe. Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass es in den weihnachtlichen Endspurt geht, dem ist nicht mehr zu helfen.

(c) istock

Zugegeben. Meine Vorweihnachtszeit ist schon seit genraumer Zeit in vollem Gange. Nicht weil ich es kaum erwarten kann, sondern weil mein Kalender und meine To-Do-Liste es mir vorschreiben. Genaugenommen habe ich mich zum ersten Mal im Juni mit Weihnachten beschäftigt. Aber dazu gerne ein andermal mehr.

Jetzt jedenfalls haben wir noch 3 Tage bis zum 1. Advent.

“I gave you my heart”

Meine Facebook-Timeline bombardiert mich seit geraumer Zeit mit Werbespots in denen es um „Zeit schenken“ und „Zeit mit den Liebsten“ geht. Ich möchte nicht behaupten, dass der Trend mich nicht interessiert. Ich bin genaugenommen eigentlich völlig erschüttert, dass die Werbeindustrie uns auf diese Weise daran erinnern muss. Und noch verrückter finde ich, dass ein Großteil meiner Kontakte diese Videos mit Kommentaren wie: „sollten wir Alle dran denken“ oder „stimmt total“ oder „wie wahr“ versieht. Ist des echt so? Fällt es den Menschen erst bei diesen herzzerreißenden Videobotschaften vom Lebensmittelhandel auf, dass sie „mal wieder bei Opa vorbeischauen“ sollten? Kann ja nicht sein. Schließlich sind unsere Familie, unsere Freunde und unsre Liebesten ja das mitunter wichtigste in unserem Leben. Denen schenken wir doch gerne Zeit.

“Tell me baby, do you recognize me?”

Ein Blick in auf meine To-Do Liste zeigt mir, dass bis zu den Feiertagen noch einiges zu erledigen ist. Von uncoolen Angelegenheiten wie Steuern und Versicherungen bis hin zu Geschenke einpacken ist so ziemlich alles dabei. Mein Kalender verrät mir, dass es auch noch einige Termine gibt, die zu erledigen sind. Lieblingstermine wie die alljährlichen Weihnachtsfeiern und grauenvolle Termine wie der Besuch beim Zahnarzt. (Allerdings muss ich an dieser Stelle anmerken: mein Zahnarzt ist sehr nett und ich musst auch noch nie leiden bei einem Termin – mein Lieblingstermin ist es trotzdem nicht)

Wenn ich jetzt bei einem Kaffee so drüber nachdenke: wenn ich das alles erledigt habe, dann bin ich spätestens am Heilig Abend um 16 Uhr dermaßen „dado“ dass ich nur noch ins Bett fallen kann und mir des Christkind hübsch den Buckel runter rutschen kann. Was natürlich nicht geht, weil meine Kinder ja heute schon leuchtende Augen bekommen, wenn sie nur davon reden.

„Last Christmas“

Ich erinnere mich kurz an das letzte Weihnachten. Und das war grauenhaft. Obwohl ich Weihnachten liebe. Wirklich. Ich kann mich dem Zauber dieser ganz besonderen Zeit hingeben. Der Duft von Plätzen und Weihnachtsbraten. Der Geruch von Tannengrün und Tee. Die funkelnden Lichter. Die brennenden Kerzen. Die kurzen Tage.

“This year, to save me from tears”

Warum Weihnachten letztes Jahr grauenhaft war? Weil es zu viele Termine waren. Eine zu lange To-Do Liste. Zu wenig Zeit für das, was Weihnachten ausmacht. Zu viele Gedanken. Zu wenig Vertrauen. Zu viel Stress. Zu wenig Erholung. Jetzt wo ich das aufschreibe komme ich zu einem Entschluss: die To-Do Liste muss sterben! Und meinem Kalender geht es auch an den Kragen. Zeit mit meiner Familie sind keine Termine. Zeit mit meinen Freunden sind keine Termine. Zeit für mich ist auch kein Termin. Jetzt wird der Radierer rausgeholt (ja, ich schreibe meine Termine noch per Hand mit Bleistift in einen Kalender) und aussortieren. Zahnarzt kann bleiben. Geschäftsessen fliegt raus – über Weihnachten ändert sich eh nix! Wir können auch im Januar Essen gehen. Weihnachtsfeier beim Verband fliegt raus. (Der Termin kostet mich Nerven. Ich esse bloß zu viele Plätzchen und trinke zu viel Glühwein der gar nicht schmeckt.) Schlittschuhkurs meiner Kinder bleibt natürlich. Telefontermin mit Herrn Huber kann warten bis Januar. Meeting mit Frau Schmidt auch. Am Ende meiner Radikalkur „Kalender-Säuberung“ fühle ich mich sau wohl. Jetzt noch die To-Do Liste. Ich mache mir gar nicht die Arbeit sie nochmal durch zu gehen. Was wichtig ist, wird mir schon in Sinn kommen. Und wenn ich was vergessen habe, dann war es nicht wichtig! Weg damit! Ab in Ofen. Sie brennt herrlich. Ein befreiendes Gefühl.

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“A crowded room, friends with tired eyes”

Mein persönlicher Raum war viel zu voll. Voll mit Dingen, die ohne weiteres Warten können. Die nur bedingt wichtig sind. Die aber nicht auf Teufel komm raus vor dem Christkind noch erledigt werden müssen. Ich will an Weihnachten die leuchtenden Augen meiner Kinder sehen. Ich will die Wochen bis dahin genießen, mit meinen Freunden. Mit meiner Familie. Ich will den Zauber dieser märchenhaften Zeit genießen. Ich will Zeit für einen spontanen Besuch am Christkindlmarkt haben und ich will einfach so bei meinen Verwandten auf einen Ratsch vorbeischauen können – ohne dafür einen Termin ausgemacht zu haben. Und dann wünsche ich mir, dass ich in fröhliche und frische und gesunde Augen blicken – die nicht müde sind vom Vorweihnachtsstress – sondern die leuchten vor Vorfreude. Weil sich noch mehr Menschen über ihren vollen Kalender und ihre lange Liste Gedanken gemacht haben. Und einfach mal aussortiert haben.

“I’ll give it to someone special
Special
So long…”

Nehmt Euch doch in diesem Jahr mal Zeit für´s Zeitnehmen. Sortiert Euren Kalender aus. Erklärt einfach mal so Dinge für unwichtig. Und trinkt dabei einen feinen Glühwein und genießt einfach die Zeit…

Oh und noch was. Gibt es jetzt hier an dieser Stelle noch jemand der keinen Ohrwurm hat? Jemand der nicht dieses „ahhhahhhhaaaa…. Uuhwooooohhhhha….aaaahhhhaaaaaaa…. dümmmp düdüdümp, düdüdüdüdüm….“ im Ohr hat? Ehrlich? Kann ja nicht sein! Es ist Vorweihnachtszeit!

Aber natürlich – los, aufgeht´s – hier ist es:

 

 

Eine fröhlich-schöne, besinnlich-erquickende Vorweihnachtszeit

wünscht

 

signatur

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