Ein Sonntag im Bierzelt

Am Sonntag – dem Tag danach… möge die Kraft mit Euch sein!

 

Geliebte Wiesn in München,

geheiligt werde Dein Name,

Dein Rausch komme,

Dein Wille geschehe,

wie im September so auch im Oktober.

Unser tägliches Bier gib uns heute,

und vergiss nicht, es ist Augustiner,

und wir vergeben Dir dann unseren Rausch.

Und führe uns nochmals in Versuchung, am nächsten Tag

und am Tage darauf,

denn Dein ist die Zeit und die Schönheit und die Herrlichkeit

in Kürze zu Ende – Amen

 

So oder so ähnlich liegt heute morgen wahrscheinlich der Eine oder Andere, der gestern bei mir war, in seinem Bettchen. Aber ich kann Euch flüstern – es hilft nur eins: weitermachen! Ihr müsst auch keine Angst haben. Ihr seid nicht alleine.

 

Die Konstante

Mit den Jahren etablieren sich immer wieder und überall Konstanten. Aus der Mathematik ist uns die Konstante bekannt als wohldefinierte, reelle, jedoch nicht ganzzahlige Zahl. Soll heißen: ist immer da, immer das Gleiche, mit unterschiedlicher Menge. So ist des mit dem Stammtisch. Paulas Stammtisch am 41er ist immer da. Konstant. In unterschiedlichen Mengen und noch viel wichtiger – in unterschiedlicher Zusammensetzung. Aber immer da. Eigentlich ist es auch nicht Paulas Stammtisch – aber die Paula freut sich einfach ganz besonders sehr über diesen Tisch. Und wenn man den Worten von Paulas Chef glauben schenken möchte: „Die Paula findet man immer am 41er, die ist nie weg“ (wie recht er doch hat)

 

Nicht großkopfert und nicht politisch

Am 41er Stammtisch (es gibt noch keinen g´scheiden Namen, deswegen nehmen wir die Tischnummer) sitzen nicht etwa die Großkopferten der Stadt. Auch nicht die, die es mal werden möchten. Des ist ein Stammtisch für Wiesnliebhaber. Die Münchner Gefühl leben, Augustiner lieben und die Wiesn einfach so nehmen wie sie ist. Wunderbar. Da sitzen alle die, die des G´schiss mit dera Elli schon lang nicht mehr mitmachen, die wissen, dass die Straße gestern noch geteert war und die morgens um 5 Uhr schon mal im Schlachthof aufgewacht sind. Echte Münchner eben. Die a Schaumige genießen, Weißwürscht nur vor 12 Uhr essen und den Kreislauf mit Prickelwasser in Schwung bringen. Und die verstehen, was unsere Band heute spielt. Am ersten Sonntag gibt es in der Bratwurst nämlich immer ein ganz besonderes Highlight: aus der Not geboren sind wir heute unendlich glücklich, dass einer der besten Münchner Liedermacher seine Hits zum besten gibt. Sind wir ehrlich, eigentlich machen wir doch alle Urlaub auf der Wiesn..

 

Der Stammtisch macht auch Urlaub auf der Wiesn. Alle miteinander. Am 41er wird nicht gefragt was du hast oder wer du bist – da wird geduzt und zamgerutscht, damit bei Regen alle im trockenen sitzen. Da zoit einer die eine Runde und der Andere die andere. Und es ist auch immer jemand da. Wenn gleich es hin und wieder auch so aussieht, als hätte sie nur ihre Hülle hingeschickt…

Heute ist es in der Tat mehr so ein „Hüllen-Stammtisch“. Es sitzen einige Hüllen hier rum. Ausgelaugt von gestern. Aber frisch geduscht im Sonntagsgwand. Schee is des. Und wie des Wiesn-Unser weiter oben schon beschreibt – unser tägliches Bier gib uns heute! Also gebe ich es ihnen und siehe da: der Augustiner ist ein Wundermittel, die Lebensgeister erwachen langsam. Und der Tag, der erwacht auch. Die Regenwolken verziehen sich und es wird langsam heller. Der Petrus ist eben doch ein Bayer und die Sonne kommt langsam raus.

Am Tisch nebendran ist die Stimmung schon großartig – meine liebsten Münchner Herrenausstatter haben heute Betriebsausflug – oder so ähnlich. Jedenfalls sind die heute dem Killepitsch verfallen. Kistenweise. Wunderbar. Kräuterlikör tut dem Magen ja gut. Weiß man ja. Und Frau auch.

Ach schau an, der Kölner ist auch aus seiner Kajüte gekrabbelt, mal sehen, ob er sich an das Gesetz des „nicht zusammenschütten“ für die nächsten 17 Tage hält. Und da sind noch ein paar neue Gesichter. Warum die heute erst kommen? Denen war es gestern zu nass. Oder zu kalt. Oder noch schlimmer – die waren wo anders. Leiden heute schrecklich. Weil Wiesnbier nämlich Schädelweh macht – mit Ausnahme vom Augustiner. Der nicht. Glaube ich. Sagt man.

Die Konstante – ist heute eine kleine Menge, aber sie ist da. Langsam wird es dunkel und die durchschnittliche Menge wird größer. Die Herren sehen jeden Tag gut aus – brauchen nur jeden Tag ein bisschen länger dafür.

Kreislauf

Auch mein Körper braucht im laufe des zweiten Tages etwas Zuwendung: Augustiner für die Seele, Killepitsch für den Magen und Ruinart Rosé für den Kreislauf. Ihr meint des wäre ein strange Mischung – kann sein. Weiß ich nicht mehr. Spaß bei Seite. Man muss schon an alles denken. Und mein Stammtisch denkt an mich. Und an meinen Körper – schließlich will ich in den nächsten 17 Tagen immer noch so gut aussehen wie vor der Wiesn. Wird eine Challenge, aber gemeinsam schaffen wir das. Das wichtigste ist immer der Kreislauf, der sollte nicht all zu tief in Keller sacken. Die Tür und ich sind da häufig anfällig. Unsere Stammtischbrüder erkennen das aber sofort und lassen uns da nicht im Stich.

Es war ein durchschnittlich ruhiger Tag heute. Diese Tage mag ich besonders gern – da habe ich Zeit für meine Gäste, auf einen Ratsch und einen Spaß und auf eine gemeinsame Weinschorle. Ja, ja, ich weiß, die habe ich oben nicht aufgeführt – aber die Weinschorle bekommt auch einen eigenen Eintrag. Hat sie sich verdient.

Alle die es heute nicht geschafft haben, ihr habt was verpasst: der erste Wiesnsonntag ist was ganz besonderes. Nicht nur wegen des Trachtenumzugs, bei dem München so schnell ganz bunt und traditionell wird. Nicht nur, weil es der zweite Tag ist. Sondern weil der Sonntag aus der Geschichte heraus der Hochzeitstag ist. Der Tag, an dem für unser Münchner Brautpaar gefeiert wurde. Der „Ur-Tag“ der Wiesn also. Eine Konstante.

Notiz: Killepitsch meets Menstyle – ich habe Kreislauf – es fehlen noch ein paar

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